Dienstag, 31. Oktober 2017

Wiener Saftgulasch


Es gibt ja mehrere Möglichkeiten, sich um ein Einreiseverbot in anderen Ländern zu bewerben. Der Versuch, nationale Klassiker nachzukochen ist in dieser Hinsicht eine gefragte Schlüsselqualfikation. Auch heute wird sicher einer kommen und sagen, mit Spätzle ist das ganz, ganz schlimm, weil da Knödel zugehören und auf Paprikaschote im Gulasch steht in Österreich ohnehin die Todesstrafe. Also bevor der Mob dann hier wieder mit Fackeln und Mistforken vor meinem Haus steht - eine solche Horde würde heute zu Halloween vermutlich nicht einmal bemerkt werden - schreibe ich noch schnell meinen Eintrag fertig trinke ein Glas Rotwein und ergebe mich der Vorfreude, morgen nicht arbeiten zu müssen.

Gulasch ist ohnehin ein Thema, an dem sich die Gemüter erhitzen. Ein paar Worte habe ich hier auch schon darüber verloren. Die Hauptfrage ist anbraten oder nicht. Da wir heute aber kein ungarisches Gulasch machen, sondern ein wienerisches Gericht, das natürlich ungarisch inspiriert ist, schauen wir einfach mal nach, wie es unsere südlichen Nachbarn so machen. In der Küche natürlich ... am Herd ... also wie sie ihr Gulasch machen. Da zeigt es sich dass das Fleisch in 99,9% aller Rezepte, die ich gefunden habe, angebraten wird. Also mache ich das auch so.

Als Fleisch wird meist nur Rind genommen. Bei uns in Deutschland ist es auch nicht unüblich, "Halb und Halb" (Rind und Schwein) zu nehmen. In Österreich wird gerne Beiried genommen, das entspricht unserem Roastbeef, stammt also aus der Gegend zwischen Hochrippe und Hüfte. Gulasch ist Slow Food und je mehr Zeit man hat, desto durchwachsener kann das Stück sein und desto mehr Geschmack hat man am Ende. Ich habe heute Oberschale, wie für Rouladen, genommen. Das ist relativ mager und schon nach einer Stunde zart.  Ich nehme übrigens immer ganze Stücke und würfele selbst, weil mir das vorgeschnittene meist zu klein ist und außerdem oft in literweise eigenem Saft schwimmt. 


Für drei Portionen:
  • 500 g Rindfleisch zum Schmoren
  • 4 Zwiebeln
  • 1 Esslöffel Tomatenmark
  • 80 ml Rotwein (alternativ ein Schuss dunkler Essig)
  • 500 ml heller Fleischfond
  • 1,5 TL Majoran
  • 1 TL Paprikapulver (edelsüß)
  • 1/2 TL Kümmel
  • 2 Lorbeerblätter
  • 50 ml Sahne (oder auch saure Sahne, Crème Fraîche)
  • 300 g rote Paprika
  • Salz
  • Pfeffer
  • Butterschmalz

Zwiebel schälen, würfeln und mit Butterschmalz in einem großen Topf anschwitzen. Tomatenmark dazugeben und mit anbraten.


In der Zwischenzeit das Fleisch würfeln (in etwa zweieinhalb Zentimeter groß) und portionsweise in wenig Butterschmalz anrösten, bis eine schöne Farbe zu sehen ist. Fleisch zu den Zwiebeln geben, Bratsatz mit Rotwein ablöschen und ebenfalls in den Topf gießen.


Fond und Lorbeer hinzufügen, ...


... ebenso Majoran, Paprika, Kümmel, etwas Salz und Pfeffer.


Köcheln lassen, bis das Fleisch weich wird. Das kann je nach Fleischart eine bis drei Stunden dauern, also immer mal wieder testen. 


Dann Sahne angießen und entkernte gewürfelte Paprika hinzufügen. Weiter köcheln lassen, bis die Sauce eindickt und die Paprikastücke weich werden. Nochmals abschmecken.


Für mich ist das Fleisch perfekt, wenn die Stücke so zart sind, dass man sie problemlos zerteilen kann, allerdings noch spürbar etwas Biss haben. Zu Brei verkocht, mag ich es nicht.  


Mit Knödeln, Spätzle oder Salzkartoffeln servieren. Nudeln oder Reis sind auch völlig okay, wobei letzteres sicher nicht österreichisch ist. Wichtig ist nur, beim Anrichten nicht mit Sauce zu sparen. Daher kommt nämlich der Name: Saftgulasch.


Unser temporärer Mitbewohner.
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