Freitag, 5. Mai 2017

Steakhouse SASH in Hameln (revisited)


Wenn man in Hameln gute Steaks essen möchte, gab es bisher eigentlich nur eine Adresse und zwar das SASH (South American Steak House). Diese Adresse hat sich nun aber geändert. Vor einiger Zeit berichtete ich schon einmal vom Besuch in Hamelns bester boviner Brutzelbude und erwähnte, neben viel Lob für das Essen, dass die Restaurantbetreiber auf der Suche nach einer neuen location (wie man so schön neu-deutsch sagt) seien. Die ist nun gefunden und der Laden hat vor nicht allzu langer Zeit im Vereinsheim des VFL Hamelns in der "Fahlte 4" wieder eröffnet. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie dankbar wir darüber sind. Zum einen natürlich dafür, dass es weiter leckere Steaks vom Lavagrill gibt. Zum anderen, weil wir seit langem zweimal im Jahr zum "Geburtstagsessen" in eben dieses Vereinsheim eingeladen wurden und es jedesmal ... nun ja ... grottig wäre untertrieben ... zum Verzweifeln war. Ein Koch, der zum totgekochten Spargel nicht nur Hollandaise aus dem Tetrapack serviert, sondern sich nicht mal die Mühe macht, diese vorher aufzuwärmen, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Als ob matschige Schnitzel und wässerige Kartoffeln nicht schon schlimm genug wären, durch eiskalte Industrie-Emulsionen werden sie nicht besser. Zum Glück ist jetzt ja aber das SASH in diesen Räumlichkeiten und man freut sich förmlich auf die nächste Geburtagsfeier.   


Wir waren heute einfach mal so da. Im Normalfall sollte man aber vorbestellen, denn der Laden ist immer gut besucht. Wir hatten Glück und bekamen ein zwei Stunden Fenster. 

Man hat versucht, den kultig-rustikalen 80er Jahre-Charme des alten Restaurants herüberzuretten. Das ist weitgehend gelungen, auch wenn man merkt, dass das Ganze noch in der Aufbauphase ist und mit der Zeit sicherlich noch gemütlicher wird. Freuen kann man sich über die große Terrasse, die im Sommer auch zum draußen Essen einlädt.


Heute vorweg eine Käse-Lauchsuppe. Schön retro und ordentlich gemacht.


Dazu frisches Sesambrot, auch immer nett.


Den Salat könnte man sich sparen, wird aber kostenlos dazu serviert.


Ich hatte diesmal den Grillteller mit Hähnchen, Spareribs, Puten- und Rindersteak. Dazu wahnsinnig leckeres Knoblauchbrot ...


... und gebratene Champignons. Die Pilze waren durchaus lecker, ...


... aber das Fleisch der Hammer. Die Rippen nur mit Salz und Pfeffer gewürzt und mit Honig glasiert. Zwar vermutlich im Ofen zubereitet, aber trotzdem zart, ohne komplett zu Tode gegart zu sein.


Auch das Rindersteak aromatisch ohne Ende - es wird ausschließlich argentinisches Fleisch verwendet - und perfekt gegrillt. Aber was will man auch anderes von einem Steakhaus erwarten? Nun ja, das Mexcal - ein "Mexikaner" in der Rattenfängerstadt - bietet auch Steaks und Rippchen an. Die sind aber im Vergleich ein schlechter Treppenwitz, ebenso wie das pampige und komplett würzfreie Chili con Carne dort. Das SASH ist da in einer anderen Liga. Steak, Burger, Grillteller - großartig. Meine beiden Damen hatten je ein Rumpsteak mit Pommes, beziehungsweise Ofenkartoffel. Mit knapp 90 Euro für drei Gerichte plus Suppe und Getränke zwar nicht gerade ein Schnäppchen, aber jeden Cent wert. Demnächst wieder.  


Burger hatte ich neulich auch und zwar obigen, bei den Pflanzentagen auf dem Rittergut Remeringhausen. Erwähnenswert: der Patty wurde auf Wunsch medium gegrillt, was ihn schön saftig machte. Sonst nichts weltbewegendes.


Dazu gab es tatsächlich leckere Süßkartoffelpommes mit Parmesan. Muss ich auch mal machen.

Wir waren vor ein paar Jahren schon mal dort und damals hatte ich ein paar Flaschen wunderbaren Sancerre gekauft, für mich der ideale Terrassenwein, wenn es kein Roter sein soll. Leider habe ich mir den Namen nicht gemerkt und Wein gab es diesmal auch nicht. Schade. 

Dafür habe ich eine andere Sache gelernt. Bei solchen Veranstaltungen muss man, auch als junger Mann, unbedingt braune Sackos mit Lederflicken an den Ellenbogen tragen. Dazu hellblaue oder karierte Hemden, beige Leinhosen mit Bund- und Bügelfalte und braune Schuhe. Um den Hals braucht man unbedingt einen geknoteten Schal. Die Haare trägt man an den Seiten kurz und oben streng nach hinten gegelt. Ein großer Siegelring aus Gold rundet das Ganze dann ab - der Rosamunde-Pilcher-Gedächtnis-Style eben. Dazu sagt man dann Sätze wie: "Wozu brauchen wir denn jetzt noch einen Zitrusbaum?" oder "Die Trüffelbutter und Café de Paris-Crème am Stand dort sind fa-bel-haft!" Sieht man den Armen dann tütenschleppend und mit eingefallenen Schulterblättern hinter dem Helene-Fischer-Klon von Ehefrau und der püppchenhaften Schwiegermutter mit "ich bin ja eigentlich noch 25"-Mentalität schlurfen, weiß man, das Äußere ist nur Fassade, hier hat sich einer innerlich längst aufgegeben.  


Einen habe ich noch. Vor einiger Zeit habe ich über das Shangri-La (ehemals Lotusblume) in Hameln lobend berichtet. Die waren (und sind) auch gut, zumindest was chinesische Restaurants im Umkreis angeht. Mittlerweile hat man sich jedoch auch daran überessen, aber wenn man eingeladen wird, kann man schlecht nein sagen. Doch dann tauchten sie am Nachbartisch auf: eine Gruppe Damen mittleren Alters in T-Shirts mit aufgestickten Vornamen vorne und dem Namen eines selbsttitulierten "Weiberclubs" hinten. Genau die Sorte Mensch, die mit blinkenden Rentiergeweihen Lumumba schlürfend über Weihnachtsmärkte zieht und im angeschickerten Zustand zotige Witze erzählt - das Pendant zum verpönten Herrenwitz. Ich wollte schon rüber gehen und fragen, wie viele der Anwesenden über einen Thermomix verfügen oder 50 Shades of Grey tatsächlich für lesenswerte Literatur halten. Durfte ich nicht. Hat die Gattin strikt verboten. Schade. Aber ich habe den Club gleich gegoogelt und deren Facebook Seite gefunden. Da waren schon die ersten Bilder vom Büffet online. Es hat mir in den Fingern gejuckt, Kommentare wie "Das war Katze und nicht Huhn", "Wie viele WW Punkte die frittierte Ente wohl hat?" oder ganz einfach: "Ruhe an Tisch 17!" darunter zu posten, aber man hat ja Erziehung genossen. 
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