Mittwoch, 5. Oktober 2016

Maispoularde auf Gemüsebett


"Der Hahn ist tot, der Hahn ist tot" mussten wir früher im Musikunterricht der Grundschule, Hände gerade an der Hosen- oder Rocknaht, als Kanon singen. Dabei schritt die Musiklehrerin, die Haare hinten streng zum Dutt geknotet, unsere Reihen ab, hielt hier und da eines ihrer unbestechlichen Ohren dicht an unsere Lippen und lauschte dem Klang unserer Kehlen. Hin und wieder kam das vernichtende Urteil: "Da brummt doch wer!" War der (oder seltener die) Schuldige gefunden, durfte die betreffende Person nicht mehr mitsingen, sondern musste Blockflöte spielen. 

Als Grundschüler kamen mir natürlich alle Lehrkräfte so vor, als seien sie mindestens 85 Jahre alt und vermutlich wurde die wackere Kollegin mittlerweile auch schon in den großen Chor da oben abberufen, aber man täuscht sich. Meine "alte" Religionslehrerin, die ihr Leben lang darauf bestand, "Fräulein" genannt zu werden, hat auch schon in den frühen 50ern des letzen Jahrhunderts meinen Onkel unterrichtet und ich meine, sie ist noch immer zu Fuß im Dorf unterwegs. Aber zurück zum Kanon. In einem Punkt lag die Musiklehrerin goldrichtig: "Der Hahn ist tot" und auch, wenn ich mir den Zorn aller Tierliebhaber zuziehe, möchte ich hinzufügen: "Und das ist auch gut so!" Ich weiß zwar nicht, wie dieser Flattermann im lebendigen Zustand so drauf war, aber gerupft ist er entscheidend leckerer und auf die PETA Ehrennadel bin ich eh nicht scharf.



Brathähnchen stehen und fallen mit der Qualität des Fleisches. Man kann natürlich Hähnchenschenkel für zwei Euro das Kilo oder billiger kaufen, aber dann bekommt man aber auch nur Geschmack für zwei Euro oder billiger. Ich habe hier eine rund 1400 Gramm schwere Maispoularde mit einer wunderschön gelblichen Färbung. Kostet ein bisschen mehr, schmeckt dafür aber auch danach. 



Des Weiteren brauche ich:
  • 1 Zwiebel
  • 1 Stange Sellerie
  • 2 Möhren
  • 1 Stück Lauch
  • 5 mittlere Kartoffeln
  • 1 Handvoll Knoblauchzehen
  • Kräuter (hier: Thymian, Salbei und Lorbeer)
  • 1 Zitrone
  • 100 ml Weißwein
  • 500 ml klare Hühnebrühe 
  • Salz
  • Pfeffer
  • Olivenöl


Möhre schälen. Zusammen mit dem Sellerie diagonal in Stücke schneiden. Lauch zu Streifen verarbeiten, geschälte Zwiebeln ebenso. Kartoffeln von der Schale befreien und längs vierteln.



Hähnchen am Rücken aufschneiden und das Rückgrat entfernen.




Flachdrücken und mit zwei Schaschlickspießen fixieren. 




Mit Salz und Olivenöl einreiben und in einem Bräter in mehr Olivenöl ein paar Minuten bei mittlerer Hitze anbraten. 




Umdrehen und auch von der Knochenseite anrösten. Pfeffern und aus dem Bräter nehmen.




Gemüse anbraten.




In der Mitte des Bräters eine freie Fläche schaffen. Knoblauch leicht anquetschen und mit den Kräutern, sowie in Scheiben geschnittener Zitrone darein legen. 




Hähnchen mit der Hautseite nach oben darauf platzieren. Im Ofen bei 180°C Umluft etwa 35 Minuten garen.



So soll es aussehen. Hähnchen beiseite stellen und ruhen lassen. Kartoffeln und Gemüse in Schalen geben.



Eigentlich brauchen wir hier keine Sauce, aber der Bratsud ist so lecker, dass wir ihn nicht umkommen lassen wollen. Also etwas Mehl in Butter anschwitzen ...




... und den Sud durch ein Sieb hinzufügen. Rühren, bis eine glatte und eingedickte Sauce entstanden ist. Wer da noch nachwürzen muss, sollte sich Gedanken machen.



Die Gattin hatte, was Wunder, eine Caesar Salad, zu dem sie dann aber doch auch ein Stück Huhn probierte. Und ein zweites.



Knusprige Haut, saftiges Fleisch und voller Eigengeschmack ohne Marinaden oder sonstigen gewürztechnischen Overkill. Ein gutes Huhn braucht auch nicht mehr.




Schmeckt auch vom normalen Teller.
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Flashback:



Heute vor einem Jahr:  Pasta alla Boscaiola

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