Samstag, 17. Oktober 2015

Bayrischer Kartoffelsalat


"Mia san mia" ist eine dieser sinnentleerten Phrasen, deren Bedeutung ich nie verstanden habe. Natürlich sind wir "wir". Wer sollten wir denn sonst sein? Oder: wer sollte uns denn sein, wenn nicht wir selbst? Es grenzt ja nachgerade an Schizophrenie, wenn ich behaupten würde, ich sei jemand anders, andere seien dafür aber ich. Das Ganze ist aber letztlich nicht nur eine pathologische Art mentaler Selbstbetrachtung, sondern auch eine Frage der Semantik und letztlich auch von logischer Bedeutung. Wer Zeit und Lust hat, sollte sich mal bei Gelegenheit mit dem principium identitatis indiscernibilium auseinander setzten. Wer dann noch die Kraft hat, kann ja mal versuchen, dass dann auch einem Bayer begreiflich zu machen.


Aber wie komme ich da jetzt überhaupt drauf? Genau, der Kartoffelsalat. Der ist nämlich bayrischen Ursprungs, obwohl Schwaben ihn zum Beispiel mit dem gleichen Recht für sich reklamieren können. Aber unabhängig von der Herkunft, kommt dieser hier, im Gegensatz zu dem, was ich als Norddeutscher sonst als Kartoffelsalat kenne, nicht nur ohne Mayonnaise aus, sondern wird auch warm serviert.




Schlanke Zutatenliste für zwei Portionen:
  • 500 g festkochende Kartoffeln
  • 1 Schalotte
  • 75 ml helle Brühe
  • 1,5 EL heller Essig
  • 1 EL Öl
  • Salz
  • Pfeffer
  • Zucker
Ich kann es gar nicht oft genug sagen, wer irgendeinen 0815 Essig oder ein qualitativ minderes Öl nimmt, spart am falschen Ende. Gerade bei so wenig Zutaten, ist deren Güte von entscheidender Bedeutung. 


Kartoffeln schälen und in Salzwasser gar kochen.

Schalotte pellen und fein hacken. Mit der Brühe kurz aufkochen lassen. Vom Feuer nehmen, Essig und Öl einrühren und mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen. Warm halten, aber nicht mehr kochen lassen, sonst verfliegt der Essig.

Sind die Kartoffeln fertig, werden sie abgegossen und möglichst noch heiß in Scheiben geschnitten. Das sie dabei dazu neigen, zu zerfallen, ist nicht schlimm. Kartoffeln mit der Sauce in einer Schüssel vermengen und warm servieren.  


Auch das bayrische Auge isst mit - übrigens auch eine seltsame Phrase - also garnieren wir mit etwas Grießlaab. Was das ist, verrät Google uns Saupreißen. Halleluja sog i!

2 Kommentare:

  1. Als Schweizerin habe ich die Vehemenz und Ernsthaftigkeit der Mayo-Frage beim Kartoffelsalat nie wirklich verstanden. Ich mache schon seit Jahrzehnten eine Mischform, indem ich die heissen Kartoffeln in eine Mischung aus Brühe, Essig und etwas Öl gebe, eine halbe Stunde (oder länger) ziehen lasse, und wenn die Flüssigkeit fast vollständig aufgesogen wurde, kommt eine Mayo-basierte Sauce dran. Hat bisher zum Glück allen geschmeckt, egal ob Schweizern, Süd- oder Norddeutschen...

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    1. Vermutlich genau so, wie wir die Vehemenz und Ernsthaftigkeit der Zutaten-Frage beim Raclette nicht verstehen. ;)

      Es ist ja auch nicht immer alles bierernst gemeint. Manchmal macht es einfach nur Spaß, mit Ressentiments zu spielen und Öl ins Feuer zu gießen.

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