Sonntag, 30. Juli 2017

Urlaub 2017 - der wahre Reisebericht



Ich bin wieder zu Hause und kann nun endlich die wahren Hintergründe meiner 14-tägigen Reise offenbaren. Ich habe die geneigte Leserschaft bisher im Glauben gelassen, ich wäre auf der Ostseeinsel Fehmarn Zelten gewesen. Das war aber nur Tarnung, denn in Wirklichkeit bin ich auf einer sehr gefährlichen, wissenschaftlich aber hoch brisanten und archäologisch bedeutsamen Mission in der Südsee, genauer gesagt auf dem sagenumwobenen Eiland Fhe-Marni unterwegs gewesen.

Anfang April war man seitens der Royal Acadamy of Archaeology an mich herangetreten. Ich gelte in gewissen Kreisen als Koryphäe im Bereich des Entzifferns unbekannter Schriften, das war scheinbar auch in London nicht unbemerkt geblieben. Man schickte mir also das Foto eines mystischen Steins zu, mit der Bitte, mir diesen einmal genauer anzusehen. Mir war beim ersten Blick sofort klar, dass es sich bei der Inschrift um eine alte Karte handeln musste, die den Weg zu einem versteckten Schatz weisen würde. Um Gewissheit zu erlangen, reiste ich stante pede in die britische Hauptstadt, um den Stein persönlich in Augenschein zu nehmen und, wenn sich meine Vermutung bestätigen würde, sofort ein Forschungsteam zusammenzustellen und Britannien in Richtung Südsee zu verlassen.

Und tatsächlich, ich hatte Recht. Ich konnte dem Stein soviel entnehmen, dass es sich bei dem Schatz um den sagenumwobenen Thron des tuskmaktanischen Königs Ottomon (565 v. Chr. - 480 v. Chr.) handeln musste, der in der Südsee eine Kolonie gegründet hatte, in die er sich nach dem Zusammenbruch seines Reiches im Kaukasus zurückzog. Welch eine Sensation!


Eine Schiff war schnell gefunden und auch eine tüchtige und kompetente Mannschaft für die "Hoppetosse" konnte problemlos angeheuert werden. Ich setzte besondere Stücke auf Kapitän Aaron Long John Purple Haze. Der hatte zwar einst ein Bein im Kampf gegen eine weiße Riesenforelle verloren, war aber erfahren wie kein Zweiter und hatte neben dem obligatorischen Freibeuterbrief auch einen Doktortitel in Archäologie, Kenntnisse in tuskmaktanischem Makrame und beherrschte, trotz Holzbein, den pas de deux perfekt und das sogar alleine.


Die Insel Fhe-Marni selbst ist wegen der vielen Riffs nicht mit dem Schiff anlaufbar, also ankerten wir vor Perth in Australien und flogen die restlichen Kilometer mit einem Helikopter der Firma Helikopter-Firma. Hier sieht man die wunderschöne Insel im Landeanflug. Nur ein kleiner Streifen an der südwestlichen Küste ist besiedelt, der Rest ist Terra inkognita oder besser Terror, denn die Einwohner, die hauptsächlich vom Fischfang und dem Erstellen von Tonkrügen mit frivolen Motiven leben, trauen sich nicht ins Inland. Da gäbe es Dämonen, Monster und andere unbekannte Schrecken und nie sei einer, der sich in Wildnis getraut habe, zurückgekehrt. 

  
Witzig, von hier oben aus dem Hubschrauber sehen die kleinen bunten Zelte der Küstensiedlung wie Kieselsteine aus. 


Ein typisches Zeltdorf der Eingeborenen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns auf der Südhalbkugel befinden, hier steht alles auf dem Kopf. Das Gehirn rechnet das natürlich sofort um, so dass es für einen selbst "richtig herum" aussieht. Eine optische Täuschung also. Die Kamera lässt sich dadurch aber nicht beirren und zeigt die Dinge, wie sie sind.



Am Strand die erste Gefahr. Eine Rotte von Seeelefanten sonnt sich gemächlich. In der Mitte sieht man den tonnenschweren Bullen, der jetzt zu dieser Jahreszeit in der Musth ist und jeden, der seinem Harem zu Nahe kommt, erbarmungslos angreift. Kaum dass er mich sah, stellte er die Schulterblätter schräg und robbte auf mich zu, so dass seine Kartoffelnase albern hoch und runter hüpfte, wie der Puschelschwanz eines rammelnden Kannickelbocks. Was blieb mir übrig? Ich bin gegen Gewalt, aber ich musste mich ja verteidigen. Ich zog also mein Hemd aus und rannte dem wildgewordenen Dickhäuter entgegen. Dann prallten unsere Körper schon aufeinander und mir blieb fast die Luft weg, so stark klatschte es. Immer wieder schlug ich meinen Oberkörper gegen die Brust des Riesen, bis dieser vor Ermattung einfach umfiel und regungslos liegen blieb. Ich hatte gewonnen und der Harem gehörte rechtlich mir. Hatte ich aber keine Lust drauf, also habe ich auf der Stelle eine Abtretungserklärung unterschrieben, auch um späteren Unterhaltszahlungen zu entgehen.



Den Kadaver habe ich natürlich nicht so liegen gelassen, sondern ein schönes Stück fetten Robbenspeck mitgenommen. Damit war auch mein Verpflegungsproblem, das ich vorher, aus Gründen der erzählerischen Spannung extra nicht erwähnt hatte, gelöst. Nun brauchte ich erst einmal ein erfrischendes Bad.  



Leider war der Kampf und das daraufhin ins Meer fließende Blut nicht unbemerkt geblieben. Sofort zeigte sich im Wasser, in dem ich ja gerade badete, die charakteristische Rückenflosse eines weißen Hais. 


So ein Hai kann gut sechs Meter lang werden und hat eigentlich immer zwei Dinge: Hunger und schlechte Laune. Gerade der Weiße Hai (Carcharodon carcharias) ist sehr gefährlich und kann mit seinem starken Kiefer und spitzen Zähnen mühelos einen Hühnerknochen durchbeißen. Wird man angegriffen, gibt es nur eine Chance. Man muss unter das Tier tauchen und es am Bauch kraulen. Haie sind da total kitzelig und wenn man das lange genug macht, verendet das Vieh an einem Lachkrampf. Nach einer endlos langen Viertelstunde war es dann vollbracht und ich war gerettet.


Auch der Hai konnte filetiert werden. Wie Schinken geräuchert ist das eine wahre Delikatesse.



Diesen Haizahn hob ich mir auf und machte mir später zu Hause eine Kette daraus. 



Nachdem unsere Vorräte also aufgestockt waren, konnten wir uns endlich ins Landesinnere aufmachen, wo andere, ungeahnte Gefahren auf uns lauern würden. 

Schließlich erreichten wir den Flxtrahb, den mit zweitausend Kilometern längsten Fluss der Insel.



Die dichten Mangrovenwälder des Flxtrahb! Welch ein Anblick, welch ein Biotop, welch ein Gestank. Irgendwie wie Biotonne ganz unten oder das verkehrte Ende eines Tapirs mit Durchfall.



Nach dem Urwald dann die Wüste. Endlos mit riesengroßen Dünen. Einst, als man die Insel besiedelte und nichts von ihren Schrecken wusste, schlug man Pflöcke in den Sand, anhand derer Karawanen den sicheren Weg hindurch finden konnten. Dann kamen Piraten, steckten die Pfähle um und führten die ahnungslosen Reisenden in die Irre um sie auszurauben und in der Wüste eingehen zu lassen.



Scheinbar ist die Wüste doch nicht unbewohnt, jetzt heißt es aufpassen. Immerhin misst der Fußabdruck stolze drei Meter. Das wäre bei Männern Schuhgröße 462. Sagenhaft! 



Endlich an der Ostküste angekommen, zeigte sich ein erstaunliches Phänomen. Wir entdeckten einen EGS - equal gravity spot. Hier gleicht sich die Erdanziehung mit der Gravitation der Sonne komplett aus und Steine schweben in der Luft.



Dann dies: eindeutig tusmaktanische Türme, die stummen Reste einer alten Kultur. Es ist nicht ganz klar, wie diese Menschen es geschafft haben, tonnenschwere Findlinge zu zwanzig Meter hohen Türmen aufzuschichten, aber eins ist sicher, sie wollten damit ihr Gebiet markieren und Fremde fernhalten.


Dann war der Kapitän plötzlich verschwunden und nur sein Papagei war noch da. Nach ein paar Tagen fanden wir den alten Knaben dann wieder. Zumindest teilweise. Jemand hatte aus Long John einen Schrumpfkopf gemacht und dieser jemand war offenbar nicht auf unserer Seite. 



Traurige Gewissheit: die Knochen des Kapitäns, fein ausgekocht. Selbstmord kann also ausgeschlossen werden, hier waren offenbar menschenfressende Zombies am Werk. 


Das Holzbein hatten sie nicht mitgegessen, sondern, vermutlich als Warnung an uns, in die Brandung gesteckt. 



Zufällig entdeckt: den sagenumwobenen Elefantenfriedhof, wo tonnenweise Elfenbeinstoßzähne herumliegen. Da ich aber gerade keine neuen Billardkugeln brauchte, habe ich die liegen gelassen.


Ebenso blieben die Eier aus diesem Nest unberührt. Als Fachmann war mir sofort klar: das ist das Gelege des eigentlich als ausgestorben geltenden Archaeopteryx, einem saurierähnlichen Urvogel, der sehr gefährlich werden kann, wenn man seinem Nest zu Nahe kommt. Irgendwie muss der prähistorische Flattermann hier, abgeschieden vom Rest der Welt, Millionen von Jahren überlebt haben.



Und tatsächlich, da kam das Urvieh auch schon kreischend angeflogen und hielt auf mich zu. Weil ich aber keine Lust hatte, von dem Tier in endlose Debatten über "Evolution" verwickelt zu werden und ein toter Hai und Seeelefant in der Geschichte genügen, ließ ich den Vogel Vogel sein und wanderte weiter. Meine Crew hatte mich inzwischen aber schon panisch schreiend verlassen. Ich habe sie nie wieder gesehen.



Die Schatzkarte war eindeutig: "Im Steinkreis sollst du graben". Und tatsächlich stieß ich auf eine Höhle und ratet mal, was sich darin befand.



In der Höhle war wirklich der Thron. War es aber auch der richtige? Nach einer kurzen Pause geht es weiter.



So, Pause ist vorbei. Die antike Zeichnung auf dem Stein hinter dem Thron ließ keinen Raum für Zweifel: es handelte sich um das königliche Siegel Ottomons. Ich hatte mein Ziel erreicht.



Ja, wenn man so ein Ziel erreicht hat, fällt man oft in ein tiefes Loch. Emotional. Ich hatte meine Aufgabe erfüllt, meine Crew war vermutlich im Treibsand versunken und ich wollte nur noch nach Hause, um die 10 Millionen Pfund, die mir die Royal Acadamy of Archaeology im Erfolgsfall in Aussicht gestellt hatte, persönlich abzuholen. Also baute ich mir ein Floß und verließ Fhe-Marni in Richtung zivilisierte Welt. Außerdem hatte ich Hunger auf richtige Mettbrötchen und die gab dort nur aus Kommodowaranhack und das schmeckt mir nicht. 


Endlich zu Hause. Von dem Geld habe ich mir unter anderem ein Pferd für die Terrasse gekauft. Und ein Äffchen. Den Rest bewahre ich als Goldmünzen in einem alten Lederkoffer auf. Da findet das garantiert niemand. Clever, oder? Die nächste Reise geht dann nach Taka-Tuka. Dann wird meine rothaarige Nichte aus Schweden das Haus hüten. Aber davon erzähle ich ein anderes Mal.
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Flashback:



Heute vor drei Jahren: Grillfleisch nach jamaikanischer Art

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